Inzest – ein Spaß für dir ganze Familie!


Inzucht ist eines der schärfsten Werkzeuge die ein Züchter hat und genau wie ein scharfes Messer, kann es in den falschen Händen katastrophale Auswirkungen haben, jedoch in den richtigen Händen kann es zu einem Skalpell bei einer Herzoperation werden.


Jedoch erst einmal die Basis, hast du dich mal gefragt, wieso Inzucht denn genau Schlecht ist?


Die meisten glauben die Antwort zu kennen, es verursacht mehr Mutationen – doch das ist einfach nur Falsch, viel mehr zeigt es versteckte Mutationen auf!


Denn die meisten Mutationen sind Rezessiv und man sieht sie daher nicht, bis irgendwann durch Zufall oder gezielte Zucht zwei dieser versteckten Gene aufeinander treffen.


Wenn diese sich unkontrolliert in der Population verteilen, sorgt das dafür, dass immer mal wieder kranke Babys auf die Welt kommen. Teilweise mit Krankheiten die man erst im Alter sieht.


Um dieses Leid zu vermeiden testen Rattenzüchter in regelmässigen Abständen ihre Zuchttiere auf solche Gene. Meist sind die Geborenen dann gesund, jedoch in jenen Fällen in denen dann kranke Tiere geboren werden (rechnerisch 1/4 des Wurf) kann dadurch schnell gehandelt werden und die Linie eingestellt werden.

Meist tauchen solche Krankheiten nur auf, wenn neue Tiere in die Zucht kommen oder man eine neue Linie anfängt. Dort muss man dann aber eben zum wohle vieler diese Tests machen. Denn das Wohl vieler wiegt schwerer als das Wohl weniger.


 Züchter anderer Spezies machen so etwas nicht, wie Hunde, Katzen oder Pferdezüchter, doch wieso?

Dies liegt daran das sie den Point-of-no-return überschritten haben.

In diesen Tieren haben sich im laufe der Jahrhunderte so viele rezessive Erbkrankheiten eingeschlichen, dass schon bei einer einmaligen Geschwissterverpaarung mehrere Gendefekte gleichzeitig sichtbar werden. Dies zwingt die Züchter dazu die Gene so breit wie möglich zu streuen, damit sich so selten wie möglich zwei gleiche rezessive Gene bei der Geburt in einem Tier treffen. Dies führte zum erschaffen der Rassen, denn nur dadurch konnte gewährleistet werden, dass die Tiere einerseits nah genug Verwandt sind, um die gewünschten Eigenschaften zu erhalten aber gleichzeitig weit genug entfernt sind um nicht die selben rezessiven kranken Gene zu besitzen. Doch dies bedeutet, das bei kedem geborenen Welpen eine Chance ist, dass es leidet oder krank ist - und wer kennt nicht irgend einen reinrassigen Hund eines Bekannten, der pech hatte und deshalb daran Leidet?


Bei neueren Rassen ist dies etwas anders, da diese (meist) mit Hilfe der Wissenschaft auf diese Genkrankheiten getestet wurden und eine so geringe Population aufweisen, dass Inzucht unvermeidbar ist. Jedoch da diese Züchter in uralten Traditionen verhaftet sind, werden sie es trotzdem meiden und dadurch das ansammeln der Krankheiten überhaupt erst ermöglichen.


Dies klingt jetzt alles schön einfach, doch es gibt noch weiteres zu beachten – Inbreeding Depression so wie Outbreeding Depression.

Zuerst das bekanntere, die Inbreeding Depression, dies passiert vor allem bei neueren Inzuchtlinien. Wenn sich die Anzahl unterschiedlicher Gen-Allele reduziert um eine gute Inzuchtlinie zu bekommen, dann kann es vorkommen das die Fruchtbarkeit, Größe, Gesundheit oder eigentlich fast alles schlechter wird. Ein guter Züchter selektiert dagegen und nimmt nur die besten Tiere zur weiterzucht und überwindet die Inzuchtdepression in wenigen Generationen. Danach kann man ohne Probleme nahezu endlos Inzucht betreiben – bei Laborratten gibt es Linien die weit über 200 nachweisbare Geschwissterverpaarungen haben. Diese Ratten sind dann nahezu Clone und die Forscher kennen dadurch genau jedes einzelne Gen – ein Ziel fast jeden Züchters.

Doch das überwinden einer Inzuchtdepression braucht ein gutes Auge und viel Strenge – weshalb ich Zucht-Neulingen nur raten kann, dies zu meiden in dem sie sich eine etablierte Inzuchtlinie eines guten Züchters holen (nett fragen und mehrere Anschreiben um zu zeigen “Ich will das!“ – am besten schon gut vorab informiert) die die Inzuchtdepression bereits hinter sich hat. 


Es gibt jedoch auch das Gegenteil, eine Outbreeding Depression, diese entsteht durch inkompatible Gene. Obwohl sie weniger bekannt als die Inbreeding Depression ist, ist sie dennoch genau so gut Dokumentiert. 

Hier habe ich sogar ein Fallbeispiel gefunden


Es geht um die Kreuzung zweier etablierter Laborlinien Sprague-Dawley und Long-Evans Ratten. Deren jeweiliges Krebsrisiko ist sehr genau bekannt. Bei den Mischlingen der beiden Linien verdreifachte sich deren Krebsrisiko.


Dies passierte weil die Gene in den Long-Evans Ratten fein abgestimmt waren um miteinander gut zu harmonieren, das selbe galt für die Gene der Sprague-Dawley Ratten. 

Jetzt wurden diese feinjustierten Genome bei der Kreuzung zusammengeschmissen, was zu unvorhersehbaren Interaktionen führen kann – in diesem Fall ein erhöhtes Krebsrisiko (es wurde nur darauf getestet, andere Unvorhersagbarkeiten sind auch möglich). Erst durch gute Selektion und viele Generationen an Arbeit, kann man die Ratten wieder auf ihr vorheriges, geringeres Krebsrisiko senken.

Weshalb Neulingen in der Zucht ans Herz zu legen ist, zwei nah verwandte Rattenlinien zum Züchten zu nehmen oder am besten eine bereits etablierte Linie komplett zu übernehmen (also Männchen und Weibchen vom selben Züchter)


Denn um so mehr ein Züchter seine Ratten in eine bestimmte Richtung Feinjustiert hat, um so größer ist das Inkompatibilitätsrisiko – also die Chance der Outbreeding-Depression. Da sehr viele Züchter unabhängig von einander auf Zahmheit Züchten, und somit due Gehirnchemie feinjustieten, ist das Risiko bei unüberdachten Verpaarungen groß, das dort dann ein Ungleichgewicht entsteht – wie zum Beispiel Epilepsie.

Und das gemeine ist, Inbreeding & Outbreeding Depression können gleichzeitig auftauchen.


Daher wie am Anfang gesagt, die Inzucht ist das schärfste Messer das der Züchter hat – ob er damit umgeht wie ein Metzger oder  ein Herzchirurge – wobei der Metzger weis auch genau was er macht, ich denke der vergleich ist besser mit einem besoffenen Idioten der sich geradeso nicht selbst den Daumen absäbelt...